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Mutter Naturs Weisheiten Nr1
Ranger Blog über den Naturpark
Jedes Monat bekommt ihr von unseren Rangern etwas Wissenswertes zu Mutter Natur präsentiert
Die Heckensäume im Naturpark
Viele nehmen sie nur beiläufg wahr und leider werden sie viel zu oft weggeschnitten oder gar ganz entfernt: Die Hecken
Diese für Fauna und Flora so wichtigen Habitate verdienen einen eigenen Beitrag in unserer Rubrik "Mutter Naturs Weisheiten".
Weitaus wichtiger als Wälder sind diese Strukturen vor allem im Winter für fast alle Singvogelarten. Die verschiedenen Heckenarten wie Weißdorn, Schlehdorn, Holunder, Hartriegel, Vogelbeere, Hundsrose (Hagebutte) oder das Dirndl (Kornelkirsche) bieten den diversen Vogelarten im Winter ihr Winterfutter. Aber nicht nur Vögel haben dieses großartige Nahrungsangebot immer schon für sich genutz, auch wir Menschen waren einmal davon abhängig.
Besonders Weißdorn, Hagebutten und Dirndl versorgten uns mit wichtigen Vitaminen in der kargen Jahreszeit.
Heute ist diese Nahrungsressource in Vergessenheit geraten, erlangt jedoch durch den "Zurück zum Ursprung" Trend wieder etwas an Beachtung.
Weiters bieten die oft zwischen Feldern angelegten Saumstreifen einen wichtigen Zufluchtsort für Kleinsäuger wie Hasen, Kaninchen und Hamster.
Meist finden sich in diesen Strukturen auch Steinanhäufungen, die von der alten Terrassenbildung der kleinstrukturierten Feldwirtschaft zeugen. Dort tummeln sich die letzten Zauneidechsen, deren Lebensraum rapide schwindet.
Im Frühjahr und Sommer bieten die Büsche den vielen Insektenarten eine wichtige Nahrungsquelle. Nähert man sich einem weißblühenden Weißdornbusch, ist das Summen beinahe ohrenbetäubend.
Bauern waren von diese Säume vor allem als Schutz ihrer Felder gegen die Erosion abhängig. Sie ernteten Blüten, Blätter und Früchte für Tinkturen und Marmeladen und ihre Bienenvölker nutzten die Blütenpracht um daraus Honig zu machen.
Aus Schlehdorn wurde/wird Schnaps gebrannt und Weißdorn gilt bis heute als wichtige Herzmedizin.
Dennoch verschwinden die Säume zusehends im österreichischen Raum. Nur noch im Waldviertel und entlang der Thermenlinie kann man diese Landschaftselemente zahlreich finden.
Vielerorts werden diese wichtigen Arten gegen fremde ausgetauscht. So sieht man häufig Robiniensäume, die jedoch für uns und die meisten Tiere nicht nutzbar sind.
Ein dornenbewachsener Hundsrosenstrauch bietet auch bessere Zuflucht vor Räubern als ein licht wachsender Baum.
Gerade zu dieser Jahreszeit lohnt es sich, die Hecken in den Säumen aufzusuchen und eine Weile zu beobachten. Gierlitze, Goldammern, Feldsperlinge, Grünfinken und Drosseln tummeln sich in großen Schwärmen in und um die Hecken. Ein wildes Gezwitscher ist zu vernehmen.
In der laublosen Zeit kann man nun auch viele der aufwendig eingewobenen Vogelnester erkennen. Besonders in Weißdorn, Schlehe und Hundsrose wird gerne gebaut, da sie, wie erwähnt, guten Schutz gegen Räuber bieten.
Eine bereits selten gewordene Vogelart, der Neuntöter, braucht diese dornigen Pflanzen, da er auf die Stacheln der Äste seine Beute spießt, um sie dort zu lagern.
Für Segelfalter (Iphiclides podalirius), der Kupferglucke (Gastropacha quercifolia) oder dem Goldafter (Euproctis chrysorrhoea) dient der eingriffelige Weißdorn als Raupenfutterpflanze.
Zu den vielseitigen Säumen gibt es noch viel mehr zu erzählen, vielleicht sehen wir uns ja einmal bei einem Naturpark Spaziergang!
Stefan Knöpfer - Naturpark Ranger Sierningtal Flatzer Wand